Das Bildungszentrum verfolgt eine Mission: Lernen soll mehr Spass machen

27. März 2019

Mit Handy, Laptop und individuellen Lernprogrammen: Die Lernenden des Bildungszentrum Limmattal sollen kreativ und selbstbestimmt lernen. Die ersten Erfahrungen des Pilotprojekts sind positiv.

Auf dem Parkplatz vor dem Bildungszentrum Limmattal in Dietikon stehen Autos mit allen m glichen Kantonswappen. Sogar eine Delegation aus Hamburg ist angereist. Lehrpersonen, Rektoren und Interessierte quetschen sich in die Aula. Diese ist laut Rektorin Claudia Hug selten so voll gewesen. Grund dafür ist die Vorstellung des neuen Lernsystems n47e8, dass den Lernenden das Büffeln wieder schmackhaft machen soll. Nach einer Einführung ins nach den GPS-Koordinaten Dietikons (n47e8) benannte System sind die Schulzimmer für die Besucher ge ffnet. Jugendliche sitzen mit Laptops auf dem Schoss im Zimmer. Die Paletten, auf denen sie Platz genommen haben, weisen auf ihren Beruf hin: Sie sind alles angehende Logistiker. Sie loggen sich auf ihren Lernprofilen ein und erhalten dort ihre Aufträge. Die Feedbacks der Schüler sind positiv:  Ich kann in meinem eigenen Tempo arbeite , sagt ein Lernender. Einige diskutieren in Zweiergruppen, andere klicken sich alleine durch das Programm.

Auch wenn die Lehrlinge ihren Lernprozess nun individuell gestalten k nnen, heisst das nicht, dass sie nach Belieben erscheinen oder verschwinden können. Wir schafften die Blockzeiten nicht ab, schliesslich haben wir nebst den Pilotklassen auch noch konventionelle Klassen, sagt Rektorin Claudia Hug. Auch der Klassenverband sei immer noch existent. Denn gerade mit den zusätzlichen Freiheiten bräuchten die Lernenden momentan noch einen gewissen Rahmen, um sich gut zu entfalten. Die Lernenden scheinen dies zu sch tzen. Einer sagt: Dieses Projekt gewährt viel Abwechslung, man kann viel variieren. Er erfüllt seine Mission nach Möglichkeit im Zweierteam. Sei er einmal krank, sei dies nicht weiter tragisch für seinen Lernfortschritt, sagt er. Schliesslich könne er auch online weiterlernen. Der ganze Stoff, den die Jugendlichen erlernen sollten, ist auch im Internet abgelegt. Einige haben das Programm gar auf ihrem Handy installiert. Der Schulstoff auf den Wänden Ein Nachteil der Umstellung vom konventionellen Unterricht zum Lernsystem n47e8 sei die Anforderung, ständig mitzumachen. Denn es ist nicht mehr möglich, im Unterricht zu schlafen, wenn man sich gleichzeitig als Lehrer seiner selbst engagieren soll. Der Unterricht findet nicht nur in den vier Wänden des Schulzimmers statt: Einige Gänge des Schulhauses erstrahlen in einem knalligen Pink-Violett. Darauf sind blaue Symbole aufgezeichnet: Wenn die Lernenden diese abfotografieren, kommen sie auf eine hinterlegte Website, die ihnen noch mehr Lerninhalte vermitteln soll. Der Lernraum wird erweitert ins ganze Schulhaus, sagt Merz. Die bisherigen Auswertungen des Projekts haben ergeben, dass sich die Lernenden in der Pilotgruppe genau richtig belastet fühlten, mit einer leichten Tendenz zur überforderung. Die Lernenden in den konventionellen Klassen dagegen waren eher leicht unterfordert. Das bestätigt die Entwickler von n47e8 in ihrer Arbeit. Wir werden diesen eingeschlagenen Weg weiterverfolgen, sagt Hug. Modernes lernen sei ihr überaus wichtig. Sie wolle auf keinen Fall, dass die Lernenden nach dem Abschluss in der Sek in die Lehre kommen und dort ins Mittelalter zurückfallen.

Zum Originalartikel der Limmattaler Zeitung

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